Susanne Theuerkorn – ausgeschämt!

Ausgeschämt – eine ungewöhnliche Ausstellung im Glasbau

Schon der Titel spielt humorvoll mit doppelten Bedeutungen, mit dem bayerischen „ausgschamt!“, also schamlos im Sinne einer empörten Einforderung von Scham, und der diametralen Aussage, dass es sich jetzt ausgeschämt habe und falsche Scham nicht mehr angebracht sei.

Darin klingt schon der thematische Bogen der Ausstellung an.

In den einladenden, erfreulich luftig gestalteten Schau-Räumen bietet Susanne Theuerkorn die Begegnung mit dem weiblichen Körper an.

Als Dreh-und Angelpunkt der weiblichen Unterdrückung, die ja immer im Sexuellen beginnt, zeigt sie ihn in verschiedensten Formen – in teils exotischen Materialien und überraschenden Formaten.

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist dabei die Auseinandersetzung mit der Vulva als Inbegriff und Symbol weiblicher Selbstermächtigung. Die Präsentation der Vulva bedeutet für Theuerkorn „… das Gegenteil sexueller Verfügbarkeit“, und so sind – von Miniformaten als Ohrschmuck bis hin zu überlebensgroßen Objekten wie der mächtigen „Vulva 1“ in braungoldenem Bienenwachs und dem großen Stickbld „Vulva 2“ ganze 18 Vulven-Exponate zu entdecken.

All das ist überhaupt nicht anzüglich, nicht einmal erotisch, anregend nur für den Schönheitssinn und das intellektuelle Interesse. Keine Provokation, keine moralische Empörung bei den klugen Verweisen auf die immer noch existierenden Missstände bei der Geschlechtergerechtigkeit; eine versöhnliche und philosophische Aura schwebt über den Sinnlinien zwischen den Objekten. Das liegt auch an den treffenden Einsichten und Sentenzen, die als Schrift an den Wänden und in den Bildern auftauchen – Zitate von Theuerkorns Heldinnen, denen sie als „Kriegerinnen“ eine berührende Portrait-Galerie gewidmet hat.

Auch das Publikum ist eingeladen, sich am Thema der Körperlichkeit aktiv zu beteiligen: Unter dem Titel „Lob der Vielfalt“ entsteht eine Soziale Plastik im Beuysschen Sinn – alle sind aufgefordert, ihren Körperumriss mit einem Stift überlagernd an die Wand zu zeichnen. Es entsteht ein flirrendes Abbild unterschiedlichster Körperformen; ein wunderbarer Querschnitt aus Groß und Klein, Dick und Dünn, wie im Leben!

So zeigt Susanne Theuerkorn in ihrer Ausstellung die aktuelle Ausformung eines Lebensthemas und fährt damit eine über viele Jahre angewachsene Ernte ein.


Die Ausstellung ist noch bis zum 16.Oktober während des Samstagsimbiss von 11-14 Uhr und des Sonntagscafes von 15-18 Uhr geöffnet.

Außerdem können die Exponate auch auf der Ausstellungsseite betrachtet werden.


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